Sehnsucht / Dankbarkeit / Indifferenz
Alles beginnt mit der Sehnsucht. Die Wahrheit dieser Worte von Nelly Sachs können wir leicht an uns selbst überprüfen.
Es gibt nichts Langweiligeres als ein Mensch, der sich nach nichts sehnt.
Für Ignatius ist es wichtig, wenigstens mit der Sehnsucht nach der Sehnsucht anzufangen.
Der heilige Augustinus bezeichnet einmal die Sehnsucht nach Gott als das immerwährende Gebet, und schreibt das
einfache, große Wort:
Die Sehnsucht Gottes ist der lebendige Mensch.
Die Sehnsuchtist der Ort, wo sich Gott und Mensch begegnen.
Dankbarkeit
Für Ignatius ist die Undankbarkeit nicht nur der „Lohn der Welt“, sondern weit mehr: die Wurzel aller Übel.
Wie kommt Ignatius dazu, Undankbarkeit als die Quelle alles Bösen anzusehen?
Dieser Aussage liegt die Glaubenserfahrung zugrunde, dass Leben zuinnerst Liebe ist.
Und Liebe ist gegenseitiges Geben und Empfangen.
Das Leben Gottes selbst ist ewiges Sich-Verschenken und Sich-Empfangen.
Vor diesem Hintergrund ist Undankbarkeit letztlich die Weigerung,
sich zu empfangen und zu schenken.
Undankbarkeit ist die Blockade gegenüber dem Verströmen des Liebens und Schenkens.
Indifferenz
Wahr dir in allen Dingen die Freiheit des Geistes. Schiele in nichts auf Menschenrücksicht, sondern
halte deinen Geist innerlich so frei, dass du auch stets das Gegenteil tun könntest.
Lass dich von keinem Hindernis abhalten, diese Geistesfreiheit zu hüten. Sie gib niemals auf.
(Ignatius, Geistliche Briefe)
Wenn Ignatius von „Indifferenz“ spricht, dann meint er immer diese „Freiheit
des Geistes“, diese „Freiheit zum Gegenteil“, das „geistliche Gleichgewicht“.
Indifferenz bedeutet im normalen Sprachgebrauch eher „Gleichgültigkeit“.
Ignatius dagegen meint mit Indifferenz keine lahme Gefühlslosigkeit gegenüber Werten.
Indifferenz ist nur zu verstehen als Ausdruck der Liebe,
die „zu allem bereit“ ist: „Ich will dir folgen, wohin du auch gehst“ (Mt 8,19).
Absolut also ist nur die Liebe. Sie hat absolute Priorität.
Auf sie hin ist alles bezogen, und alles bekommt von ihr her Gewicht und Wertigkeit.
Ein Zitat von Max Frisch kann helfen, den wahren Sinn von Indifferenz zu erfassen:
Eben darin besteht die Liebe, das Wunderbare an der Liebe, dass sie uns in der Schwebe des Lebendigen hält,
in der Bereitschaft, einem Menschen zu folgen in allen seinen möglichen Entfaltungen.
Indifferenz ist die „Schwebe des Lebendigen“, in der uns die Liebe hält.
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